Discussion:
Weichkern-Mantelgeschoss
(zu alt für eine Antwort)
Peter L
2008-12-08 13:23:39 UTC
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Hallo,
im Forum der "Welt" las ich folgenden Beitrag (im Rahmen des Vorfalls in Griechenland):
"Es muss mal an die Öffentlichkeit mit was die Polizei hier in Deutschland auf die Bevölkerung
schießt. Und zwar mit Weichkern-Mantelgeschosse. Die sind nach der Genfer Konvention für die
Kriegsführung geächtet und verboten. Soldaten dürfen mit solcher Munition keinen Krieg
führen. Wenn doch, dann kommen solche Leute vor das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag.
Diese Polizeikugeln sind absolut tödlich. Der weiche Kern aus Blei weitet sich beim Auftreffen
auf einen menschlichen Körber auf bis zu 10 cm auf und zerreißt alle innere Organe."
So. Insbesondere der zweite Abschnitt klingt nach billiger Polemik.
Aber meine Frage dazu, einfach:
Wieviel stimmt davon?
Sind diese Geschosse im Krieg tatsächlich verboten, werden aber von den Polizisten verwendet?
Gruss,
Peter

(Der sich fragt, warum in Deutschland Polizisten selbst bei Einsätzen am Fussballstadion immer
auch eine echte Knarre am Gürtel haben. Find ich gefährlich, wenn die in falsche Hände gerät...)
Frank Hucklenbroich
2008-12-08 14:42:24 UTC
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Arthur Erhardt
2008-12-08 14:42:27 UTC
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Hallo Peter,
Post by Peter L
Hallo,
im Forum der "Welt" las ich folgenden Beitrag (im Rahmen des
"Es muss mal an die Öffentlichkeit mit was die Polizei hier in
Deutschland auf die Bevölkerung schießt.
Das sind gleich mehrere Fehlinformationen auf einmal.
Ich vermute mal, zu diskutieren ist die persönliche Ausrüstung
normaler Polizisten, was in den Waffen von Sondereinheiten steckt
kann ggf. kurzfristig dem Einsatzziel angepasst werden.

In Deutschland ist Polizeimunition m.W. in allen Bundesländern schon
seit Jahren von "normalen" Vollmantel-Rundkopfgeschossen (VMRK) auf
irgendwas kontrolliert expandierendes umgestellt worden, die jeweils
im Einsatz befindlichen Geschoßtypen sind mir nicht bekannt.

Zu dieser Umstellung gibt es Argumente für und wider, daher mal eine
kleine Übersicht ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
- VMRK Geschosse machen kleinere Wunden. Für den beschossenen kann
dies den Vorteil haben, daß er, sofern ein Arzt sehr zeitnah greifbar
ist, die Verletzung mit weniger Beeinträchtigung überlebt. Sollte ein
Arzt nicht schnell greifbar sein ist es allerdings auch fast immer
eine Wunde, die in 2 Richtungen mit Volldampf bluten kann, mensch kann
da unter Umständen also schneller dran sterben als an einem
Steckschuß.
- Aufgrund der geringeren Wundwirkung ist es wahrscheinlicher, daß ein
bereits getroffener Gegner unter Schock weiterkämpft. Das ist, aus der
Sicht daß normale Polizisten die Dienstwaffe fast ausschließlich zur
Selbstverteidigung verwenden, wenig wünschenswert. Sofern der Beamte
in einer solchen Situation durch die verzögerte Wirkung nicht eh
zweiter Sieger geworden ist wird er weiterschießen und den Gegner
durch mehrere Treffer viel schwerer Verwunden als dies ein einzelner
sehr schmerzhafter Treffer mit einem Expansivgeschoß getan hätte.
- VMRK in 9x19mm, dem hier und in vielen anderen Ländern üblichen
Kaliber für Polizeipistolen verlieren beim Durchdringen eines Menschen
(ohne große Knochen zu treffen) etwa ein Drittel ihrer Energie. Das
bedeutet, daß hinter dem getroffenen Ziel ein Gefahrenbereich von etwa
einem km Länge entsteht, in dem Unbeteiligte zu Schaden kommen
können. Auch das ist sehr wenig wünschenswert.
Post by Peter L
Und zwar mit Weichkern-Mantelgeschosse.
Das war vor der oben diskutierten Umstellung so. Solange wir aber von
normalen Kurzwaffenkalibern reden: Da expandiert und verformt sich
fast nichts. Ich hab schon jede Menge solcher Geschosse aus dem
Kugelfang geholt, die sind danach fast neu. Auch von Jägern ist mir
nicht bekanntgeworden daß derlei Munition (etwa in Gebrauch bei der
Nachsuche) expandiert, wobei die meisten Jäger etwas energiereichere
Kurzwaffen und/oder geeignetere Geschosse bevorzugen.
Post by Peter L
Die sind nach der Genfer Konvention für die Kriegsführung geächtet
und verboten.
Korrekt.
Post by Peter L
Soldaten dürfen mit solcher
Munition keinen Krieg führen. Wenn doch, dann kommen solche Leute
vor das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag.
... wenn ihre Seite den Krieg verloren hat und den Siegern etwas daran
liegt.
Post by Peter L
Diese Polizeikugeln sind absolut tödlich.
Nein. Das habe ich oben darzulegen versucht. Ich weiß zu wenig über
den diese Diskussion verursachenden Vorfall in Griechenland, aber wenn
zumindest der Teil der Geschichte wahr ist daß es zwei unvorbereitete
Streifenpolizisten in einem Problemviertel einer Großstadt waren, dann
haben die vermutlich nichts außer den eigenen Dienstpistolen
mitgeführt. Dafür ist diese Aussage, (fast) egal was für Geschosse
eingesetzt werden, einfach falsch.
Post by Peter L
Der weiche Kern aus Blei weitet sich beim Auftreffen
auf einen menschlichen Körber auf bis zu 10 cm auf und zerreißt alle innere Organe."
Immer wieder gern zur Fortbildung meiner Mitmenschen benutzt:
http://www.firearmstactical.com/images/Wound Profiles/9mm US M882.jpg
http://www.firearmstactical.com/images/Wound Profiles/M193.jpg

Beides Vollmantelgeschosse. Einmal Pistole 9x19mm, einmal US M16
(Armeegewehr) in 5.56x45 mm. Beides Vollmantelgeschosse, beide ohne
Stahlkern.
Man kann daraus lernen, daß es vor allem auf die
Geschoßgeschwindigkeit ankommen, wenn man sich dafür interessiert ob
und wie ein Geschoß beim Eindringen in ein dichteres Medium sich
verformt.
Post by Peter L
So. Insbesondere der zweite Abschnitt klingt nach billiger Polemik.
Wieviel stimmt davon?
Sind diese Geschosse im Krieg tatsächlich verboten, werden aber von
den Polizisten verwendet?
Die Diskussion dreht sich da allenfalls darum, wie die verschiedenen
Geschoßtypen nach dem Artikel 23 (e) der Haager Landkriegsordnung zu
bewerten sind. Dieser Artikel verbietet Waffen, Projektile oder
Material das dazu geschaffen ist, unnötiges Leiden zu verursachen.
Zur Zeit der Entstehung dieser Konvention (1907) waren
Vollmantelgeschosse Stand der Technik für Munition, die nicht in
menschlichen Zielen expandiert, während Geschosse ohne Mantel oder mit
offener Bleispitze (Teilmantel) als expandierend bekannt waren, ebenso
Teilmantelgeschosse mit spezifischen Verformungen (flacher Kopf, Kreuz
als Sollbruchstelle reingefeilt oder -gefräst), insofern ist die von
Dir aus dem Forum beigebrachte Aussage zu Vollmantelgeschossen
nur wenig haltbar.
Davon abgesehen ist natürlich sachlich richtig, daß Kriegsvölkerrecht
keine rechtliche Bedeutung bei Polizeiausrüstung hat.
Post by Peter L
(Der sich fragt, warum in Deutschland Polizisten selbst bei
Einsätzen am Fussballstadion immer
auch eine echte Knarre am Gürtel haben. Find ich gefährlich, wenn
die in falsche Hände gerät...)
Deshalb steckt die in einem geeigneten Holster, damit das nicht so
wirklich einfach geht.


Grüße,

Arthur
--
arthur dot erhardt at pit dot physik dot uni dash tuebingen dot de
*pgp key available* dg7sea

A physicist is an atom's way of knowing about atoms.
Juergen Nieveler
2008-12-08 15:18:48 UTC
Permalink
Post by Peter L
Sind diese Geschosse im Krieg tatsächlich verboten, werden aber von
den Polizisten verwendet? Gruss,
Ja. Und das ist auch gut so - Vollmantelgeschosse können nämlich
wesentlich leichter das Ziel durchschlagen und nicht nur den Verbrecher
töten, sondern auch die alte Oma hinter ihm auf der Parkbank...

Juergen Nieveler
--
The enemy invariably attacks on one of two occasions: 1. When you're ready
for them. 2. When you're not ready for them.
Ernst
2008-12-08 18:19:43 UTC
Permalink
Post by Peter L
im Forum der "Welt"
Oje.
Post by Peter L
"Es muss mal an die Öffentlichkeit mit was die Polizei hier in Deutschland auf die Bevölkerung
schießt. Und zwar mit Weichkern-Mantelgeschosse.
=Standardmunition. Der Weichkern heisst nur deshalb so, weil es einen
Hartkern auch gibt. Der ist nämlich aus Stahl und panzerbrechend.
Blei=weich, Stahl=hart.
Ausserdem stimmt das sowieso nicht mehr. Gibt seit ein paar Jahren
effektivere Munition.

...und, äh, *wann* ist denn mal so ein zünftiges
"auf-die-Bevölkerung-Schiessen"?
Post by Peter L
Die sind nach der Genfer Konvention für die
Kriegsführung geächtet und verboten.
Kompletter Unsinn.
Post by Peter L
Soldaten dürfen mit solcher Munition keinen Krieg
führen. Wenn doch, dann kommen solche Leute vor das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag.
Unsinn² Dem Schreiber scheint es an Phantasie nicht zu mangeln.
Post by Peter L
Diese Polizeikugeln sind absolut tödlich.
Das ist auch ein Wattebausch (aus kurzer Distanz verschossen)
Post by Peter L
Der weiche Kern aus Blei weitet sich beim Auftreffen
auf einen menschlichen Körber auf bis zu 10 cm auf und zerreißt alle innere Organe."
Wenn der Kern ummantelt ist, wie soll er sich dann aufweiten?
Post by Peter L
So. Insbesondere der zweite Abschnitt klingt nach billiger Polemik.
Wieviel stimmt davon?
Nichts!

Vollmantel- Weichkern aus Kurzwaffen (Pistole, Revolver) pilzt nicht
auf, nicht im Körper und nicht mal in harten Medien. Das Geschoss
bekommt höchstens eine Delle und das auch nur, wenn gegen Knochen,
Beton oder Stahl geschossen wird.

Vollmantel-Weichkern aus Langwaffen (Gewehr) bleibt ebenfalls
formstabil. Beim Schuss auf entsprechend harten Stahl oder Beton
zerlegt sich der Mantel in Splitter, der Bleikern
zerbröselt/verdampft.

Unter allen Geschossarten verursacht Vollmantel-Weichkern die
geringstmögliche Verletzung überhaupt. Deshalb wird diese Munition
nämlich auch "im Krieg" verwendet. Ein verletzter Gegner bindet
Kräfte.

Das was dieser Geiferer im Forum meint, sind Expansivgeschosse. Die
vergrössern ihren Querschnitt tatsächlich nach dem Treffer. Das wird
vorallem dadurch bewirkt, weil die Geschosse entweder hohl sind,
oder/und teilweise hohl mit Sollbruchstellen im Mantel.

Die Wirkung der Geschossarten ist so:
Vollmantel-Weichkern macht einen glatten Durchschuss, die Energie geht
mit der Kugel beim Ausschussloch quasi wieder raus. Der Gegner bleibt
oft unbeeindruckt von der Trefferwirkung. Unter Adrenalin stehend
merkt er oft gar nicht, dass er überhaupt getroffen wurde.

Expansivgeschoss gibt alle Energie im Ziel ab. Das haut den Gegner
gewissermassen um. In Verteidigungssituationen will man das auch
schliesslich so haben. Und deshalb verwendet die Polizei jetzt eben
diesen Typ.
Alexander Schreiber
2008-12-08 20:17:58 UTC
Permalink
Post by Peter L
Hallo,
"Es muss mal an die Öffentlichkeit mit was die Polizei hier in Deutschland
auf die Bevölkerung schießt.
Naja, bei allen Pannen, die so passieren, "auf die Bevoelkerung" schiessen
tut die Polizei in .de auch bei boesartigster Auslegung nicht. Der Einsatz
der Schusswaffe bei der deutschen Polizei ist praktisch auf den Fall der
Selbstverteidigung begrenzt.
Post by Peter L
Und zwar mit Weichkern-Mantelgeschosse. Die sind nach der Genfer Konvention
für die Kriegsführung geächtet und verboten. Soldaten dürfen mit solcher
Munition keinen Krieg führen.
Tja, kleiner aber wichtiger Unterschied: Polizeiarbeit ist _kein_ Krieg. Im
Polizeieinsatz, insbesondere in .de, ist der Einsatz von Schusswaffen eine
extreme Ausnahme, Todesfaelle (bei Polizei oder von der Polizei verfolgten
Personen) im Rahmen von polizeilichen Massnahmen noch seltener.
Post by Peter L
Diese Polizeikugeln sind absolut tödlich. Der weiche Kern aus Blei weitet
sich beim Auftreffen auf einen menschlichen Körber auf bis zu 10 cm auf und
Natuerlich, dass ist der Sinn bei Teilmantelgeschossen. Man will eine
moeglichst vollstaendige Energieabgabe _im_ Ziel. Damit erreicht man
zweierlei:
- maximale Stopwirkung
- Minimierung des Risikos fuer Personen und Objekte hinter dem Ziel

Bei nicht ausreichender Energieabgabe im Ziel fliegt das Geschoss noch
mit reichlich Energie weiter und verwundet unter Umstaenden Unbeteiligte,
die das Pech hatten, in der Flugbahn weit hinter dem Ziel zu stehen.
Und Schlagzeilen der Art "Polizist erschoss bewaffneten Raeuber und die
50 m dahinter spazierengehende Oma" machen sich nicht gut ...
Post by Peter L
zerreißt alle innere Organe.
Das wiederum ist Unfug. Ja, bei Teilmantelmunition gibt es sehr massive
Zerstoerungen von Gewebe. Aber vom "Zerreissen aller inneren Organe"
kann keine Rede sein.
Post by Peter L
So. Insbesondere der zweite Abschnitt klingt nach billiger Polemik.
Der ganze Block ist ahnungslose, aber meinungsreiche Polemik.
Post by Peter L
Wieviel stimmt davon?
Sind diese Geschosse im Krieg tatsächlich verboten, werden aber von den
Polizisten verwendet?
Ja, Teilmantelmunition ist nach der Haager Landkriegsordnung fuer den
kriegerischen Einsatz verboten. Abgesehen davon ist sie fuer solche
Zwecke sowieso nicht immer die optimale Munition - Vollmantel z.B.
hat eine bessere Durchschlagsleistung durch eventuelle Deckung (ungepanzerte
Fahrzeuge, Bretter, Waende, ...). Abgesehen davon hat das Militaer ganz
andere Mittel - Artillerie und Splittergranaten zum Beispiel, die sich fuer
den Polizeieinsatz eher weniger eignen.

Im Polizeieinsatz braucht man eine Munition, die:
- einen Angreifer moeglichst schnell stoppt
- die Gefaehrung fuer Personen und Material hinter dem Ziel minimiert
Nicht ausreichende Mannstopwirkung fuehrt nur dazu, das im besten Fall der
Polizist sein Magazin in den Angreifer entleert (mit entsprechend massiveren
Verwundungen) und im schlimmsten Fall der Angreifer noch lange genug kampf-
faehig bleibt, um den Polizisten zu ueberwaeltigen/toeten.

Man liest sich,
Alex.
--
"Opportunity is missed by most people because it is dressed in overalls and
looks like work." -- Thomas A. Edison
Frank Hucklenbroich
2008-12-09 07:42:26 UTC
Permalink
Post by Alexander Schreiber
Post by Peter L
Hallo,
"Es muss mal an die Öffentlichkeit mit was die Polizei hier in Deutschland
auf die Bevölkerung schießt.
Naja, bei allen Pannen, die so passieren, "auf die Bevoelkerung" schiessen
tut die Polizei in .de auch bei boesartigster Auslegung nicht. Der Einsatz
der Schusswaffe bei der deutschen Polizei ist praktisch auf den Fall der
Selbstverteidigung begrenzt.
Full ACK. Es gab doch mal eine Statistik dazu, wie oft Polizisten in
Deutschland im Jahr im Einsatz Schüsse abgeben. Das war eine recht geringe
Zahl. Davon ein nicht unbedeutender Teil im Einsatz gegen Tiere
(Kampfhunde, Wildschweine, entlaufene Rinder u.s.w.). Nur 90 Schuß gegen
Menschen.
Siehe hierzu:
http://www.schusswaffeneinsatz.de/Schusswaffeneinsatz/Statistiken_files/Statistiken.pdf
(Seite 5).

Grüße,

Frank
Martin Volkmann
2008-12-09 09:56:42 UTC
Permalink
Peter L wrote:
[...]
Post by Peter L
"Es muss mal an die Öffentlichkeit mit was die Polizei hier in Deutschland auf die Bevölkerung
schießt. Und zwar mit Weichkern-Mantelgeschosse. Die sind nach der Genfer Konvention für die
Kriegsführung geächtet und verboten.
[...]

War das nicht die Haager Landkriegsordnung, die bei Kleinwaffen
Vollmantelgeschosse für die Kriegführung vorschreibt?

Die Genfer Konventionen haben damit meines Wissens nichts zu tun, werden
aber in dem Zusammenhang immer wieder in's Spiel gebracht.

Martin
--
Martin Volkmann
Institute of Soil Science
University of Hannover, Germany
***@ifbk.uni-hannover.de
Peter
2008-12-09 12:45:09 UTC
Permalink
Hi!

Die technische Information ist, man verzeihe mir den Ausdruck, absoluter
Schmarrn, von hinten bis vorne!

Zunächst möchte ich voraussetzen, dass Hartkernmunition in unserem
affengesetz unter den Begriff "verbotene Munition" fällt.

Die üblicherweise verwendetet Munition besitzt einen Vollmantel aus
Stahl oder Kupferlegierung. Dieser platzt im Körper keinesfalls auf.
Selbst beim Durchgang durcb härteste Knochen wird er sich nur etwa 1 -2
mm vergrößern. Beim Beschießen von Tonziegel verformt sich ein
standardmäßiges 9 para-Geschoß auf etwa 12 mm, wobei das Blei etwas
hervorschauen kann.
Ein Zerlegen ist nicht zu erwarten - dafür sind die
Geschossgeschwindigkeiten zu niedrig.

Zum wirkungsvolleren "Aufpilzen" braucht man dann Geschosse mit
Teilmantel, Hohlmantel oder Sollbruchstelle. Im Kurzwaffenbereich ist
ihre Wirkung trotzdem jämmerlich, nicht nur gelesen, sondern selbst
mehrfach an geignetem Ersatzmaterial getestet. Eine Angabe von 10 cm ist
absolut idiotisch. Gute Teilmantel bringen es im Körper von 9 auf 12 mm
bei Weichtreffern. Was darüberliegt, entspricht dem Wissen aus Kino und
Ballerspielen, sonst nichts!

Selbst bei Jagdgeschossen geht der Wunsch dahin, eine vordere
Geschossvergrößerung zu erreichen, während der hintere Teil noch soviel
Masse haben muss, daß er tatächlich Ausschuss verursacht. Ein Geschoss
mit einer "Trichterwirkung" von 10 cm würde einen Aufschrei bei allen
Küchenchefs verursachen. :))

Manche Verteidigungsfachleute wünschen sich im Gegenteil ein größeres
Aufpilzen, weil dann das Geschoss im Körper stecken bleibt und ggf.
lebenswichtigere Teile weniger verletzt und vor allem keine Hinterleute
trifft. Dafür ist der Nervenschock größer und der Angriff des Gegners
wird sicherer abgeblockt.

Zur Genfer Konvention:
Zerlegungsgeschosse sind verboten, aber Weichkern-Vollmantel sind keine
Zerlegungsgeschosse. Die schlagen notfalls auch mehrere Körper
hintereinander durch.

MfG
P. Pr.

PS:
Über Deinen Nachsatz kann man diskutieren. Wenn Du allerdings davon
ausgehst, dass im Stadion Leute sitzen, deren Wunsch es ist, die Knarre
eines Polizisten in die Hände zu bekommen, um damit Leute zu erschießen
...
Könnte man die nicht vorher irgendwie unschädlich machen. Jedenfalls
möchte ich mich ungern von einer stumpfsinnig brüllenden Masse
totschlagen lassen, die genau weiß, dass ich mich nicht wehren kann.
Post by Peter L
Hallo,
"Es muss mal an die Öffentlichkeit mit was die Polizei hier in Deutschland auf die Bevölkerung
schießt. Und zwar mit Weichkern-Mantelgeschosse. Die sind nach der Genfer Konvention für die
Kriegsführung geächtet und verboten. Soldaten dürfen mit solcher Munition keinen Krieg
führen. Wenn doch, dann kommen solche Leute vor das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag.
Diese Polizeikugeln sind absolut tödlich. Der weiche Kern aus Blei weitet sich beim Auftreffen
auf einen menschlichen Körber auf bis zu 10 cm auf und zerreißt alle innere Organe."
So. Insbesondere der zweite Abschnitt klingt nach billiger Polemik.
Wieviel stimmt davon?
Sind diese Geschosse im Krieg tatsächlich verboten, werden aber von den Polizisten verwendet?
Gruss,
Peter
(Der sich fragt, warum in Deutschland Polizisten selbst bei Einsätzen am Fussballstadion immer
auch eine echte Knarre am Gürtel haben. Find ich gefährlich, wenn die in falsche Hände gerät...)
Oliver Höfgen
2008-12-09 18:32:20 UTC
Permalink
Post by Peter L
Hallo,
"Es muss mal an die Öffentlichkeit mit was die Polizei hier in Deutschland auf die Bevölkerung
schießt. Und zwar mit Weichkern-Mantelgeschosse. Die sind nach der Genfer Konvention für die
Kriegsführung geächtet und verboten. Soldaten dürfen mit solcher Munition keinen Krieg
führen. Wenn doch, dann kommen solche Leute vor das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag.
Diese Polizeikugeln sind absolut tödlich. Der weiche Kern aus Blei weitet sich beim Auftreffen
auf einen menschlichen Körber auf bis zu 10 cm auf und zerreißt alle innere Organe."
So. Insbesondere der zweite Abschnitt klingt nach billiger Polemik.
Wieviel stimmt davon?
Sind diese Geschosse im Krieg tatsächlich verboten, werden aber von den Polizisten verwendet?
Gruss,
Peter
(Der sich fragt, warum in Deutschland Polizisten selbst bei Einsätzen am Fussballstadion immer
auch eine echte Knarre am Gürtel haben. Find ich gefährlich, wenn die in falsche Hände gerät...)
Guck mal:
http://www.lima-wiederladetechnik.de/Ballistik/Ballistik.html
Peter
2008-12-09 23:41:17 UTC
Permalink
Post by Oliver Höfgen
http://www.lima-wiederladetechnik.de/Ballistik/Ballistik.html
Bitte nicht übersehen:

Was da im Ballistikteil an Zerlegern gezeigt wird,

1. sind spezielle Zerlegegeschosse,
2. sind Langwaffen mit z.T. sehr hoher Geschossgeschwindigkeit,
3. sind teilweise Splitter beim beim Auftreffen auf harter Stahlplatte,
4. falls im Wildkörper: auf sehr hartes Wild, und
5. für den verwertenden Jäger teilweise sehr unerwünscht.

MfG
P. Pr.

PS: Auf Elefant z.B. kann man sich gar kein Zelegegeschoss mehr leisten.
Das kommt an den wichtigen Stellen nicht mehr durch.
Oliver Höfgen
2008-12-10 09:15:35 UTC
Permalink
Post by Peter
Post by Oliver Höfgen
http://www.lima-wiederladetechnik.de/Ballistik/Ballistik.html
Was da im Ballistikteil an Zerlegern gezeigt wird,
1. sind spezielle Zerlegegeschosse,
2. sind Langwaffen mit z.T. sehr hoher Geschossgeschwindigkeit,
3. sind teilweise Splitter beim beim Auftreffen auf harter Stahlplatte,
4. falls im Wildkörper: auf sehr hartes Wild, und
5. für den verwertenden Jäger teilweise sehr unerwünscht.
MfG
P. Pr.
PS: Auf Elefant z.B. kann man sich gar kein Zelegegeschoss mehr leisten.
Das kommt an den wichtigen Stellen nicht mehr durch.
Es ging mir auch mehr um Grundlagenvermittlung und Verständnis für Geschossarten. Ganz früher haben
Polizisten mal nur mit 6mm geschossen....
Peter Kleinn
2008-12-10 16:56:12 UTC
Permalink
Post by Peter L
(Der sich fragt, warum in Deutschland Polizisten selbst bei Einsätzen am Fussballstadion immer
auch eine echte Knarre am Gürtel haben. Find ich gefährlich, wenn die in falsche Hände gerät...)
Ich erinnere mich an eine DWJ-Ausgabe Ende der 90er.
Da ging es um die Erprobung und eine evtl. Einführung von
nicht-tödlichen Gummigeschossen und den dazugehörigen Waffen (von
wenigen mm bis hin zu "Tischtennisbällen").

Hat sich die letzten 10 Jahre in dem Bereich überhaupt etwas getan?
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