Post by Josef SuckartPost by Doc HolidayGenau, und hier kommt die Auswahl des Pulvers ins Spiel. Der Gasdruck bei
einem langsam abbrennenden Pulver fällt am besten erst kurz vor dem
Laufende ab um das Geschoss längstmöglich zu beschleunigen... Nachteil: Viel
Mündungsfeuer...
Die billigen Pulver, wie sie in Handfeuerwaffen verwendet werden,
besitzen keinen Plateau-Abbrand, sondern steigen bis zum Maximum und
fallen dann wieder ab. Bei Geschützpulver kann das anders sein.
Auch bei den verwendeten langsamen Pulvern wird das Druckmaximum schon
recht kurz hinter dem Patronenlager erreicht und fällt dann ab. Nur
halt nicht so schnell wie bei den schnellen Pulvern.
Obwohl ich lange genug als Physiklehrer gearbeitet habe, bin ich
überfordert, passende Gleichungen aufzustellen. Es gibt nämlich keine.
Bei Kenntnis bestimmter Daten des Pulvers kann man auf empirische
Gleichungen zurückgreifen, die aber kein absolutes Maß darstellen.
Umgekehrt könnte man ggf. diese Pulverkonstanten aus solchen Gleichungen
bei Kenntnis anderer Messwerte herausfinden.
Aber ich kaufe doch nicht ´ne ganze Kuh, wennn ich einen Liter Milch
möchte. Also wird experimentiert und gemessen.
Wenn jemand die Sache nur physikalisch bearbeiten möchte, empfehle ich
ihm eher, sie mit der Verwendung von gepresstem Gas oder notfalls auch
mit dem Hochdruck - Niederdruckprinzip in den Granatpistolen anzugehen.
Bei letzteren wird eine Treibladung ähnlich einer starken Platzpatrone
in einem begrenzten Raum gezündet, die sich dann innerhalb der Patrone
im Niederdruckraum ausbreitet und somit vollständig verbrannt (und auch
expansionsgekühlt) das Geschoß antreibt. Dadurch werden auf jeden Fall
schon mal günstigere Ausgangsbedingungen für die Rechnung erfüllt.
Es bleibt dann immer noch das Problem des Druckabfalls im Lauf und
natürlich noch eine weitere Abkühlung. Ich erinnere mich, daß ich vor
einigen -zig Jahren bei einem System, welches schrotgefüllte Stoffkissen
aus einem 20 mm Lauf mittels Pressluftpatronen verschoß, eine
Versuchsserie mit CO2 getestet habe. Erfolg: Besch...(eiden), teilweise
kam weißer CO2-Schnee zur Mündung heraus.
Dann spielt die Wärmeaufnahme von Lauf und Geschoss sowie die Reibung
eine Rolle. Es wurde sogar festgestellt, daß der Druck im Lauf während
der Schussentwicklung nicht überall gleich ist. Oft ist der Druck hinter
dem Geschoß am höchsten. Aber auch hier gibt es keine feste Regel.
Wer sich hier als Experimentator versuchen möchte, aber die 3000 Euro
aufwärts schon allein für die Piezokristalle scheut:
Mit eimem sauber abgedrehten Lauf, der überall gleiche Festigkeit und
Wandstärke besitzt (Pstronenlager ist Sonderfall!), kann man mittels
Dehnungsmessstreifen, einfachen Brückenverstärkern und
Speicheroszillographen ganz gut Messversuche machen. Sie haben keine
absolute, aber gute relative Genauigkeit. Als billige
Speicheroszillographen erweisen sich die Vorsatzgeräte für den Computer,
die man unter ebay teilweise sehr günstig bekommt. So habe ich auch
angefangen.
Für Wiederlader sind die Dinger meiner Meinung nach fast ein Muss. Die
absoluten Werte sind nicht besonders, da der Elastizitätsmodul des
Stahls nicht konstant ist. Zum Vergleichen mit bekannten Werten sind sie
Spitze. Mann kann sie - für Vergleichszwecke - sogar auf eine
Revolvertrommel kleben.
Billig! Und man muß nix anbohren!!
MfG
P.Prucker